Patient mit Kappe im Park
07.11.2019
PatientInnen

Timm: Diagnose Blutkrebs

Den Kopf hängen lassen kam für Timm nie in Frage: Mit 15 Jahren erkrankte er an Leukämie, heute gilt er als geheilt – dies auch dank einer ganz auf ihn zugeschnittenen Behandlung am Kinderspital Zürich.

 

*Autorin: Manuela Frey / Bilder: Valérie Jaquet

Timm ist ganz offensichtlich eine Kämpfernatur. Seine Erscheinung ist beeindruckend. Er strahlt Lebensfreude aus, vom ersten Augenblick an. So natürlich, wie er sagt: «Ich habe mir gedacht, mit 16 oder 17 schon zu sterben, wäre doch Wahnsinn gewesen», so unweigerlich stellt sich einem die Frage, wie es einem jungen Menschen gelingt, den Kampf gegen eine Krebserkrankung mit einer derart positiven, angriffigen Art aufzunehmen. Timm war noch nicht einmal 16 Jahre alt, als ihm der Arzt seine schlimmsten Befürchtungen bestätigte: Leukämie. Kinderspital. Chemotherapie.

Ein Arztbesuch verändert alles

Er erinnert sich bis heute an das, was vor der Diagnose mit ihm los war: Ständig war er blass, hatte oft am ganzen Körper Schmerzen, seine Nase blutete immer wieder, und er hatte Mühe mit dem Atmen. «Schon beim normalen Gehen kriegte ich kaum noch genug Luft», erinnert sich Timm. Als dann auch noch eine Lungenentzündung hinzukam, musste er zum Arzt. Dieser Arztbesuch veränderte alles.

«Ich hatte das Glück, dass ich keine Ahnung hatte, was Blutkrebs ist und was das für mich bedeutete», meint Timm. Im Nachhinein ist er dankbar dafür: «So konnte ich mich auch in nichts reinsteigern. Bis ich realisierte, was mit mir los ist, hatte die Behandlung bereits seit einiger Zeit begonnen.»

Wenn die Energie schwindet

Vor allem die Therapien zu Beginn der Behandlung am Kinderspital waren schlimm für ihn. Das Schlimmste jedoch war der Entzündungshemmer Cortison, den der Jugendliche ebenfalls einnehmen musste. Sein Körper litt nicht nur unter Chemotherapien und Bestrahlung, er war vom Cortison aufgedunsen. In seiner schlimmsten Phase war Timm körperlich so niedergeschlagen, dass er am liebsten nur noch hätte schlafen wollen: «Essen, Trinken, alles geht einfach nur noch durch dich hindurch, als könntest du nichts mehr aufnehmen. Ich fühlte mich ohne jegliche Energie, und das machte mich richtig wütend.»

Lichtblicke in dieser düsteren Zeit waren die Mitarbeitenden am Kinderspital. «Wenn ich sagte, dass der Stuhl im Behandlungszimmer unbequem sei, und ich lieber ein Bett hätte, stand auf einmal ein Bett da!» Timm muss grinsen, wenn er an die verschiedenen, aufheiternden Geschichten zurückdenkt. «Immer kriegte ich im Spital zu essen, es gab stets meine Wunschmenus.»

Patient mit Kappe

Persönliche Ziele immer im Blick

Timms Behandlung fand nicht durchgehend im Spital statt. Wenn er jedoch stationär bleiben musste, wichen ihm seine Eltern nicht von der Seite. «Es war für mich sehr schön, dass sie in meinem Zimmer übernachten konnten», erinnert sich der junge Mann. Auch seinen Schulkameraden ist er dankbar für die vielen Besuche. Wann immer er konnte, ging er auch während der Behandlungszeit zur Schule. Die schulischen Leistungen jedoch und auch die Suche nach einer Lehrstelle, die in Timms damaligem Alter eigentlich wichtig gewesen wären, verkamen zur Nebensache. Die Schule war eine willkommene Abwechslung, nicht mehr und nicht weniger.

Die Leukämie überwunden

Nach zwei Jahren Therapie war es so weit. Timm musste keine Medikamente mehr nehmen. Er absolvierte das zehnte Schuljahr und lernte danach Maurer. Heute – acht Jahre nach Therapie-Ende – gilt Timm als geheilt. Er arbeitet als Maurer-Vorarbeiter, macht Fitness, fährt gerne Velo, klettert und ist zufrieden so, wie sein Leben aktuell ist.

Ob er je mit seinem Schicksal gehadert hat? Er verneint. «Was hätte das auch gebracht? Es wäre reine Energieverschwendung gewesen, und Energie hatte ich ja so schon wenig. Ich versuchte, einfach immer etwas zum Lachen zu finden, was mir eigentlich nie schwer fiel.» Wer so etwas sagt, verdient allergrössten Respekt.

 

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