Anästhesie FAQ
Häufige Fragen und Antworten rund um die Anästhesie bei Kindern
Dies ist wichtig um zu vermeiden, dass Nahrungsreste aus dem Magen während der Narkose erbrochen werden und dann in die Lunge geraten.
Sollte nichts anderes vereinbart worden sein, darf Ihr Kind bis 4 Stunden vor Eintritt in den Spital noch essen (inkl. Milch, Saft und Schoppennahrung) und bis zum Eintritt in das Kispi noch klare Flüssigkeit (Wasser, Sirup oder Tee) trinken.
In den allermeisten Fällen ist es problemlos möglich, dass die Eltern beim Einschlafen und Aufwachen ihres Kindes dabei sein können. Ein Elternteil oder eine andere enge Bezugsperson ist eingeladen, uns bei einer möglichst sanften Narkoseeinleitung zu unterstützen. Eine Pflegefachperson der Bettenstation begleitet Sie dabei. Sie helfen ihrem Kind am besten, indem Sie ihm Vertrauen zu der ungewohnten Umgebung, Ruhe und Zuversicht vermitteln.
Spezielle Situationen
Wenn die Narkoseeinleitung eine besondere Konzentration des gesamten Teams erfordert, bitten wir Sie herzlich, ausserhalb des OP-Bereichs zu warten, damit wir uns voll und ganz auf Ihr Kind konzentrieren können. Die Entscheidung liegt beim Behandlungsteam. Dies ist z.B. in der Regel der Fall:
- bei Kindern mit einem Lebensalter unter sechs Monaten
- wenn eine spezielle Narkoseeinleitung geplant ist (z.B. im Rahmen von Notfalloperationen)
- bei Herzoperationen
- bei speziellen Hygienevorschriften
Allgemeinanästhesie (Vollnarkose)
Während der Narkose erhält Ihr Kind fortlaufend Medikamente, die einen tiefen Schlaf sicherstellen. Gleichzeitig setzen wir wirksame Schmerzmittel ein. Alle diese Arzneien sind bestens erprobt und haben sich langjährig bewährt. So können wir gewährleisten, dass Ihr Kind während der gesamten Operation gut und schmerzfrei schläft. Auf diese Weise haben die Operateure und Diagnostiker ideale Bedingungen für ein ruhiges und genaues Arbeiten.
Regionalanästhesie
Je nach Eingriff können wir zusätzlich gezielt die Schmerzwahrnehmung in einzelnen Körperregionen ausschalten. Diese "Regionalanästhesie" wirkt für einige Stunden und bietet den Vorteil, dass der Schlaf- und Schmerzmittelbedarf insgesamt gesenkt werden kann. Zudem trägt es zu einem ruhigen Aufwachverhalten, einem gesteigerten Wohlbefinden und zur Sicherheit nach der Operation bei.
Aufwachphase
Sobald der Eingriff abgeschlossen ist, beenden wir die Nakosemittelzufuhr und Ihr Kind wird langsam wieder erwachen. Nach der Operation kümmert sich unser Team der Aufwachstation oder der Tagesklinik weiter um das Wohlergehen Ihres Kindes. Dort sorgen wir für ein angenehmes Erwachen und geben - wenn nötig - zusätzliche Schmerzmittel. Sollte die Operation Ihres Kindes eine ausgedehntere Schmerztherapie erfordern, wird es von unserem Schmerzdienst auf der Bettenstation weiter betreut.
Unser Ziel: Die Sicherheit und die Geborgenheit Ihres Kindes
Unser Ziel ist es, die Sicherheit Ihres Kindes während der gesamten Behandlung zu gewährleisten und alle wichtigen Körperfunktionen optimal aufrecht zu erhalten. Ebenfalls möchten wir Ihrem Kind ein grösstmögliches Gefühl von Geborgenheit und Komfort vermitteln. Das Kispi-Anästhesieteam und die Arbeitsumgebungen sind deshalb eigens für die besonderen Anforderungen der Kinder ausgerüstet.
Gemeinsam mit einer Pflegefachperson begleiten Sie Ihr Kind zum Anästhesieeinleitungsraum, wo Sie bereits vom Anästhesieteam erwartet werden. In einer strukturierten Übergabe mit der Stationspflege tauschen wir noch einmal alle wichtigen medizinischen Informationen bezüglich der Narkose aus.
Anschliessend dürfen Sie Ihrem Kind auf unsere vorgewärmte Liege helfen und uns dabei unterstützen, den Oberkörper zu entkleiden. Ein sanfter Clip zur Sauerstoffüberwachung wird an Finger oder Zeh angebracht.
Wirkung des Beruhigungsmittels
Die meisten Kinder sind von dem zuvor gegebenen Beruhigungsmittel in einem träumerischen Gemütszustand. Wenn möglich, nutzen wir das gerne zu einer spielerischen, fantasievollen, positiv gefärbten Narkoseeinleitung. Eine ruhige Atmosphäre, ein ablenkendes Gespräch oder eine Geschichte helfen dem Kind erfahrungsgemäss gut dabei, sich zu entspannen, um ruhig einschlafen zu können.
Eine Narkose kann auf zwei Arten begonnen werden
über das Einatmen des Narkosemedikamentes oder über die Verabreichung des Schlafmittels in eine Vene. Beide Verfahren sind bewährt und sicher. Welches Vorgehen für Ihr Kind gewählt wird, ergibt sich manchmal aus medizinischen Aspekten, meist können Sie und Ihr Kind auch mitentscheiden. Auf jeden Fall besprechen wir die Vorgehensweise der Narkoseeinleitung vorab mit Ihnen.
Inhalative Narkoseeinleitung
Zur inhalativen Narkoseeinleitung halten wir Ihrem Kind eine durchsichtige Maske vor, die mit einem angenehmen Duft versehen ist. Auch Sie oder Ihr Kind selbst können die Maske halten. Am besten sitzt die Maske sanft aber dennoch dicht auf Mund und Nase.
Oft beginnen sich die Kinder während dieser Phase unwillkürlich zu bewegen. Das Bild mag Ihnen fremd erscheinen, ist aber ein gutes Zeichen, dass das Narkosemittel zu wirken beginnt. Sobald Ihr Kind eine intensivere Schlaftiefe erreicht hat, hören die Bewegungen wieder auf.
Narkoseeinleitung über eine Infusion ("intravenöse Einleitung")
Ist eine Narkoseeinleitung über eine Infusion besprochen, lassen wir Ihrem Kind im Vorfeld Pflaster mit einer Crème aufkleben, damit die Haut an dieser Stelle unempfindlich wird. Sobald die Infusion richtig liegt und befestigt ist, geben wir Ihrem Kind darüber die Schlafmedikamente.
Das Einschlafen über die Infusion dauert oft nur 20-30 Sekunden. Auch hier können Sie manchmal unwillkürliche Bewegungen Ihres Kindes beobachten, die zu einem normalen Einschlafprozess gehören und rasch vorüber sind.
Nach dem Einschlafen
Für uns als Anästhesieteam beginnt danach eine routinierte, arbeitsreiche Phase, in der die volle Konzentration auf Ihrem Kind liegt. Sobald Ihr Kind eingeschlafen ist, signalisieren wir der betreuenden Pflegeperson, Sie hinauszubegleiten. Sie helfen uns sehr, indem Sie dieser Aufforderung ohne Eile, aber dennoch umgehend nachkommen.
EMLA-Pflaster enthalten ein lokales Betäubungsmittel. Wir wenden sie an, um die Haut an der Stelle unempfindlich zu machen, wo eine Infusion gelegt werden soll. Die Pflaster müssen ca 60 Minuten einwirken um ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Der Narkosearzt/ärztin wird Ihnen während des Gesprächs sagen, wo sie die Pflaster bei Ihrem Kind aufkleben sollen. Sollte dies nicht geschehen, kleben Sie die Pflaster am besten auf beide Handrücken auf, dort wo sie eine blaue Vene erahnen können.
Für jüngere Kinder sind Puppen, Kasperlifiguren oder ein Arztköfferchen hilfreich, mit denen Sie „Spital“ spielen können. Es gibt auch Bilderbücher oder Filme, die als Thema das Spital haben. Sie können auch zur Vorbereitung einmal einen Verband am Arm anlegen oder evtl. einen Teddy „verarzten“.
Grössere Kinder sollten altersgerecht über den geplanten Spitalaufenthalt informiert werden und Gelegenheit erhalten eigene Fragen an die behandelnden Ärzte stellen zu können.
Weitere hilfreiche Informationen finden sie hier...
Wir bleiben während der ganzen Zeit an der Seite Ihres Kindes und überwachen lückenlos alle wichtigen Körperfunktionen und die Narkosetiefe. Auf diese Weise sorgen wir dafür, dass Ihr Kind stabil und sicher durch die Narkose geführt werden kann.
Narkosemittel beeinflussen einige Körperfunktionen wie zum Beispiel Atmung, Kreislauf und Temperaturregulation. Als Anästhesisten sind wir mit modernen Überwachungsmethoden ausgerüstet und geübt darin, diese Einflüsse geschickt zu beurteilen und zu steuern. So können wir gut dafür sorgen, dass der Körper in seinem gewohnten Gleichgewicht bleibt. Trotzdem besteht eine geringe Restwahrscheinlichkeit, dass Ihr Kind auf einzelne Massnahmen oder Medikamente anders reagiert als erwartet.
Um die Narkose individuell auf Ihr Kind abzustimmen und entsprechend planen zu können, ist es deshalb von grosser Bedeutung, dass wir den Gesundheitszustand Ihres Kindes vor der Operation gut verstehen. Auch sollte Ihr Kind am Tag der Operation in seiner gewohnten gesundheitlichen Verfassung sein.
Das Anästhesiegespräch hat deshalb einen besonderen Stellenwert. Sie können uns sehr gut dabei unterstützen, auf eventuelle Besonderheiten Ihres Kindes einzugehen. Während des Anästhesiegesprächs helfen Sie uns, ein Bild von den persönlichen Bedürfnissen und gesundheitlichen Aspekten Ihres Kindes zu bekommen. Ganz besonders bedeutsam ist das, falls Ihr Kind eine Atemwegs-, Lungen-, Herz- oder Stoffwechselerkrankung hat.
Das ist eine Frage, die auch uns Kinderanästhesisten gegenwärtig sehr beschäftigt.
Das Thema sorgte in Presse und Fachwelt innerhalb der vergangenen Jahre für Aufsehen: Einige wissenschaftliche Untersuchungen brachten das theoretische Risiko auf, dass Narkosemittel eine langfristig schädigende Wirkung auf kindliche Gehirnnervenzellen haben könnten. Diese Resultate lösten verständlicherweise weltweit eine lebhafte Diskussion und zahlreiche weitere wissenschaftliche Aktivitäten aus.
Bislang konnte jedoch keine Untersuchung eine negative Bedeutung für das weitere Leben nachweisen. Falls es unmittelbar nervenschädigende Wirkungen von Narkosemitteln tatsächlich geben sollte, sind diese Effekte offenbar so geringfügig, dass sie im Vergleich zu anderen, weit ausgeprägteren Einflüssen zurücktreten.
Was wirklich wichtig ist, ist die Qualität der Narkoseführung. Die Sicherheit ist ganz unmittelbar beeinflusst durch die Kompetenz des Anästhesieteams. Je erfahrener die behandelnden Personen speziell mit der Anästhesie von Kindern sind, umso seltener treten während der Narkose hirnschädigende Ereignisse wie kritische Abfälle von Sauerstoffgehalt und Hirndurchblutung auf. Wir haben den Vorteil, uns voll und ganz auf das Spezialgebiet der Kinderanästhesie konzentrieren zu können, weshalb unser Team mit der Narkoseführung bei Kindern sehr vertraut ist.
Die spezifische Expertise des Behandlungsteams und der gesamten Institution wird nachweislich umso bedeutender, je kleiner und je kränker ein Kind ist. Ein Anästhesist, der nur gelegentlich Narkosen bei Kindern durchführt, ist deshalb eine sehr viel grössere Gefahr für das kindliche Gehirn als die Medikamente, die er zur Anästhesie verwendet.
Sicherheit entsteht, wenn ...
- das Team und die Institution eine grosse Erfahrung in der anästhesiologischen Versorgung von Kindern jeder Altersstufe und mit jeder Erkrankungsschwere habenjedes Teammitglied eine ausreichend hohe Anzahl an Kindernarkosen pro Woche betreut
- mindestens zwei gut ausgebildete Teammitglieder (Arzt und Pflegeperson) jederzeit für die Anästhesie Ihres Kindes zur Verfügung stehenaktuelle medizinische Richtlinien konsequent umgesetzt werden
- Infrastruktur, Materialausstattung und Kompetenz auch unerwartete Behandlungsschritte souverän ermöglichen
- die Behandlung kritischer Ereignisse regelmässig geübt wird
- verbindliche Behandlungsstandards und Sicherheitsvorschriften gelebt werden
- dem Team die nötigen Zeit- und technischen Ressourcen zur Verfügung stehen
- sich während der Behandlung viele Profis gegenseitig unterstützen und offen miteinander austauschen können
- Lesen Sie mehr zur Sicherheit in der Kinderanästhesie auf www.safetots.org (engl., neues Fenster)
- Für wissenschaftlich Interessierte: Medizinischer Fachartikel zum Thema (Ärzteblatt 2017, deutsch., neues Fenster)
Es gibt in Laboruntersuchungen Hinweise, dass die Impfantwort möglicherweise durch Medikamente, welche bei einer Narkose eingesetzt werden, abgeschwächt werden könnte. Wir empfehlen deswegen einen zeitlichen Abstand zwischen geplanten Impfungen und Eingriffen, Interventionen oder Untersuchungen mit Narkose einzuhalten.
Zudem können Impfungen Nebenwirkungen wie Fieber oder Abgeschlagenheit auslösen, die die Verschiebung einer Narkose nahelegen können.
Es gelten folgende Empfehlungen:
- 3 Wochen Abstand nach aktiver Immunisierung (MMR, Gelbfieber, Varizellen)
- 1 Woche Abstand nach passiver Immunisierung (Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, H. influenzae Typ b, Hepatitis A / B, HPV, Grippe (Influenza) , Pneumokokken, Meningokokken, FSME, Tollwut)
- Nach einer Narkose empfehlen wir einen Abstand von 1 Woche bis zu einer geplanten Impfung
Nehmen Sie einfach Kontakt zu uns auf