Graue Viren mit roten Noppen vor grüngelbem Hintergrund.
10.09.2021
Corona

Coronavirus bei Kindern: unsere aktuellen Erkenntnisse

Wie stark betroffen sind Kinder von der aktuellen Ansteckungswelle? Kommt es häufiger zu schweren Verläufen? Prof. Dr. med. Christoph Berger (Leiter Infektiologie und Spitalhygiene / Präsident Eidg. Kommission für Impffragen) und Prof. Dr. med. Luregn Schlapbach (Leiter Intensivmedizin und Neonatologie) haben wichtige Informationen zusammengetragen.

Schwere Verläufe sind bei Kindern selten

Die Delta-Variante des Sars-Coronavirus ist ansteckender und sorgt deshalb für hohe Fallzahlen, bei Erwachsenen und auch bei Kindern und Jugendlichen. Trotz der Ansteckungswelle sind schwere Verläufe von Covid-19 äusserst selten bei Kindern. Sie können sich zwar mit dem Virus infizieren, zeigen aber in den allerhäufigsten Fällen gar keine oder nur milde Symptome. Im Gegensatz zu Erwachsenen sind bei Kindern keine Risikogruppen festzumachen, die anfälliger auf schwere Verläufe von Covid-19 wären.

Intensivpflegestation ist ausgelastet – aber nicht wegen Corona

Seit Beginn 2021 wurden 12 Kinder mit oder wegen SARS-CoV-2 auf der Intensivpflegestation des Kinderspitals Zürich behandelt. Einige dieser Kinder litten an anderen Krankheiten und hatten Covid-19 lediglich als zusätzliche Diagnose. Unsere IPS bewältigt seit Jahren eine hohe Auslastung, weil sie junge Patientinnen und Patienten mit hochkomplexen Krankheiten aus der ganzen Schweiz behandelt. Zu keinem Zeitpunkt seit Pandemiebeginn war unsere IPS wegen Covid-19- oder PIMS-Fällen (siehe nächster Abschnitt) überlastet.

PIMS: ein seltenes Syndrom

Das Pädiatrische multisystemische inflammatorische Syndrom (kurz: PIMS) kann bei Kindern nach einer Infektion mit dem Sars-Coronavirus 2 auftreten. Dabei kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems. Das Syndrom wurde erstmals im Vorsommer 2020 beschrieben. Seither hat das Kinderspital zusammen mit pädiatrischen Institutionen weltweit grosse Schritte unternommen, um die Diagnose und Therapie zu verbessern. PIMS kommt sehr selten vor. Seit Juni 2020 wurden in der Schweiz etwa 100-150 Kinder wegen PIMS hospitalisiert, 25 davon am Kinderspital Zürich. Unsere Erfahrung zeigt, dass Kinder im Primarschulalter eher betroffen sind als Kleinkinder, eine Vorerkrankung spielt dabei keine Rolle.

«Long Covid» – erste Erkenntnisse

Erste Studien zeigen, dass höchstens 2% der Kinder nach einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 über anhaltende Symptome klagen, wie etwa Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeit etc. Kinder sind nicht nur seltener betroffen von «Long Covid» als Erwachsene, sie haben auch die besseren Prognosen: die Symptome halten weniger lang an.

Schutzmassnahmen: Impfung für Jugendliche sinnvoll

Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt die Corona-Impfung für Jugendliche ab 12 Jahren und für alle Erwachsenen. Wir unterstützen diese Empfehlung, da wissenschaftliche Daten und Erfahrungen aus dem Ausland die positive Wirkung der Impfung auch bei Jugendlichen belegen.

Das Kinderspital steht dafür ein, dass Schulen offen bleiben. Denn Schulschliessungen wirken sich besonders negativ auf die Entwicklung von Kindern aus. Die Gesundheits- und Bildungsbehörden verordnen Schutzmassnahmen, damit es an Schulen zu keinen grossen Ausbrüchen kommt. Eine Impfung für Kinder unter 12 Jahren steht noch nicht in Aussicht: Im Ausland laufen zwar Studien dazu, doch wird es noch dauern, bis sichere Resultate vorliegen. Bis dahin gilt deshalb zum Schutz von Kindern wie auch zur Bekämpfung dieser Pandemie: Alle Personen, die sich impfen lassen können, sollen dies tun.