Leukämie-Patientin im Bett
04.10.2023
Forschung

Behandlung von Kindern mit unheilbaren Bluterkrankungen verbessert

Unsere Abteilung für Stammzelltransplantation konnte im Rahmen einer zukunftsweisenden Studie die Behandlung von Kindern mit unheilbaren Bluterkrankungen verbessern. Dafür haben unsere Fachpersonen eng mit dem Leiden University Medical Center in den Niederlanden zusammengearbeitet.

In einer klinischen PhD-Thesis von Dr. Federica Achini-Gutzwillers zum Thema der Pharmakokinetik und -Dynamik des Immunsuppressivums Alemtuzumab konnte das sogenannte «Zürcher Protokoll» unter der Leitung von Prof. Dr. med. Tayfun Güngör verfeinert werden. Das «Zürcher Protokoll» ist seit mehr als zehn Jahren ein fester Bestandteil der Behandlungskonzepte zur Blutstammzelltransplantation weltweit. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass mit Alemtuzumab in Zukunft eine weitere Minimierung des Abstossungsrisikos von transplantierten Blutstammzellen erreicht werden kann.

Der humanisierte T-Lymphozyten-Antikörper Alemtuzumab wird zur Behandlung von Kindern mit Blutstammzelltransplantation (SZT) eingesetzt, um Abstossungsreaktionen – verursacht von Spender- und Empfänger T-Lymphozyten – zu verhindern. Die Dosierungen und die Eliminationskinetik dieses Medikamentes, das bei Erwachsenen gegen Multiple Sklerose angewandt wird und das eine ausgesprochen lange Eliminationshalbwertzeit (3 Wochen) aufweist, ist bei Kindern bisher nicht ausreichend untersucht worden. In einer neuen Studie, die kürzlich im Fachjournal Blood Advances publiziert wurde, haben Forschende des Kinderspitals und der Universität Leiden (NL) die Pharmakokinetik von Alemtuzumab bei 53 Kindern aus der Schweiz und den Niederlanden (Alter im Durchschnitt: 4,4 Jahre), die eine SZT erhielten, analysiert. Die Frage war, wie sich die jeweilige Dosis bezogen auf das Körpergewicht und den Zeitpunkt der Gabe vor SZT auf die Abstossungsreaktion von Spender- gegen Empfängerzellen (und umgekehrt) im kindlichen Organismus auswirkte. Es konnte ein robustes populationskinetisches Modell entwickelt werden, mit dem man zukünftig mit wenigen Blutkonzentrationsmessungen von Alemtuzumab die individuelle Eliminationskinetik des Medikamentes voraussagen kann. Eine hohe Alemtuzumab-Exposition am Tag der SZT war mit einer verzögerten Entwicklung von T-Lymphozyten und einem erhöhten Risiko für ein späteres Transplantatversagen vergesellschaftet. Im Gegensatz dazu hatte die Alemtuzumab-Exposition keinen signifikanten Einfluss auf die Abstossungsreaktion von Spender T-Lymphozyten gegen den Empfänger, das Überleben sowie Virusinfektionen 1 Jahr nach SZT. Das entwickelte neuartige populationspharmakokinetische Modell ist für eine individualisierte intravenöse Präzisionsdosierung geeignet, um die Alemtuzumab-Dosierung individuell anzupassen und damit Transplantatabstossungen zukünftig noch besser verhindern zu können.