Intensivmedizin & Neonatologie
Das Kinderspital Zürich gilt als führendes pädiatrisches intensivmedizinisches Zentrum in der Schweiz. Forschung auf der Intensivstation und der Neonatologie ist ein zentraler Bestandteil in der Betreuung der höchst vulnerablen Neugeborenen und Kinder. Wir führen innovative Forschungsprojekte in einem interdisziplinären Team durch, um die bestmögliche Behandlung für das kritisch kranke Kind bieten zu können.
Forschung PINNACLE
PINNACLE steht für Pediatric and Neonatal Intensive Care Research Group und umschreibt metaphorisch einen Berggipfel mit all seinen Herausforderungen, Bestrebungen und Leistungen.
Unsere Vision ist es, die klinische Forschung in der Intensivmedizin und Neonatologie am Kinderspital Zürich als Standard zu etablieren.
Das PINNACLE-Team wurde 2020 unter der Leitung von Prof. Dr. med. Cornelia Hagmann und Prof. Dr. med. Luregn Schlapbach am Universitäts-Kinderspital Zürich gegründet und umfasst sämtliche Disziplinen im Pädiatrischen und Neonatologischen Intensiv-Setting wie Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachpersonen, Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, Psychologinnen und Psychologen, Ernährungstherapeutinnen und Ernährungstherapeuten, Studienkoordinatorinnen und Studienkoordinatoren sowie vielen weiteren.
Die Entwicklung von neuen Therapien hängt massgeblich von der klinischen Forschung ab. In sämtlichen Bereichen der Medizin werden Studien durchgeführt, um neue Behandlungen zu prüfen und in die Praxis zu integrieren, um so eine bestmögliche Qualität in der Patientenbetreuung zu gewährleisten. Die Kinder werden zu keiner Zeit einer Gefahr ausgesetzt, sie werden nach strengen Vorgaben überwacht. Die Teilnahme an der jeweiligen Studie ist freiwillig und jederzeit widerrufbar.
Die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit und im Speziellen der Miteinbezug der Familien ist in der Forschung, der Behandlung und beim Outcome von grosser Bedeutung und wird stetig ausgebaut.
- Die Teilnahme Ihres Kindes an einer Studie erfolgt nach gründlicher und verständlicher Aufklärung durch das behandelnde Team und einer unterschriebenen Einverständniserklärung
- Die Teilnahme erzeugt keine zusätzlichen Kosten und kann jederzeit widerrufen werden
- Die gesamte Dokumentation darf eingesehen werden
- Das Kinderspital Zürich darf keinen finanziellen Nutzen von der Teilnahme erzielen
Aktuelle PINNACLE-Projekte
Abgeschlossene PINNACLE-Projekte
CoCO2
Vergleich des Gasaustauschs (CO2) bei zwei invasiven mechanischen Beatmungsmodi: eine digitale klinische Studie
Diese Studie richtete sich an schwerkranke Kinder am Kinderspital Zürich, die aus anderen Gründen als Herz-Kreislauf-Problemen die Unterstützung der Atmung durch ein Beatmungsgerät benötigen.
Viele Kinder, die in pädiatrische Intensivstationen aufgenommen werden, benötigen eine invasive mechanische Beatmung (ein Gerät, das Luft durch einen Schlauch in die Lunge leitet). Wir vergleichen den Gasaustausch (Kohlendioxid) bei Kindern, die zufällig mit einem der beiden bereits angewandten Beatmungsmodi (adaptiv vs. klassisch) behandelt werden. Die meisten Daten für diese Studie werden automatisch von Überwachungssystemen und -geräten erfasst. Diese Studie kann dazu beitragen, Vorteile eines Beatmungsmodus bei Kindern zu erkennen und zukünftige grössere Studien mit digitalen Überwachungsdaten zu planen.
Im klassischen Modus stellt der/die Arzt/Ärztin den Luftdruck ein, der in die Lunge gelangen soll, während das Beatmungsgerät das Luftvolumen misst, das in die Lunge gelangt.
Im adaptiven Modus legt der/die Arzt/Ärztin ein Zielvolumen fest, das in die Lunge gelangen soll. Ein Algorithmus liefert den Druck (mit einem ähnlichen Flow wie im klassischen Modus) und misst die Lungenelastizität in den vorherigen Atemzügen, um das Zielvolumen zu erreichen.
Diese Studie wurde durch die Nachwuchsförderung des Forschungszentrum für das Kind (FZK) finanziert.
Principal Investigator: Dr. med. Rebeca Mozun Torrico
Prepicare
An intelligent, pressure distributing positioning system for critically ill neonates in pediatric intensive care
Die Inzidenz von Druckulzera bei kritisch kranken Neugeborenen beläuft sich auf ca. 30 Prozent.
Zielgruppe: schwer kranke Neugeborene
Druckulzera sind für die Patientinnen und Patienten sehr schmerzvoll, verursachen Stress, beeinflussen die Behandlung der Grundkrankheit und verlängern die Hospitalisationszeit. Sie entstehen an Auflagedruck exponierten Stellen wie dem Hinterkopf oder aufgrund von Installationen wie Überwachungsmaterial, z.Bsp. Sättigungssensor. Auch entstehen sie an Stellen, an denen hoher Druck auf die noch sensible Haut der Neugeborenen wirkt, welcher zu Zellschäden, Ischämie und Inflammation führt. Die Neugeborenen werden auf einer Schaumstoffmatratze gelagert, welche aufgrund ihres Materials und ihrer Konfiguration hohe Spitzendrücke auf die Haut ausübt.
Unser Projekt besteht darin, die Druckwerte und Prädilektionsstellen für Spitzendruckwerte zu ermitteln, welche unter der aktuellen Lagerung der Neugeborenen auf ihre Haut ausgeübt werden. Weiter ist das Ziel, eine Luftmatratze zu entwickeln, welche mittels eines closed loop systems (künstliche Intelligenz) selbständig die Feuchtigkeit, Temperatur und die Drücke, die an verschiedenen Lokalisationen auf die Haut des Neugeborenen einwirken, misst und selbständig mittels eines Rückkoppelungsmechanismus die verschiedenen Kammern mit Luft füllt oder Luft entweichen lässt. Damit sollen die einwirkenden Drücke und die Inzidenz der Druckulzera reduziert werden. Ein geeignetes Material, das weich und gleichzeitig robust ist, muss entwickelt werden.
Das Projekt führen wir mit der ETH Zürich und der Empa durch.
Principle Investigator: PD Dr. med. Barbara Brotschi und Dr. Anna-Barbara Schlüer
VYAIRE
Internationale, prospektive, multizentrische Beobachtungsstudie zur Sicherheit und Leistung des Bellavista Beatmungsgeräts und des iFLOW-Sensors während des Routineeinsatzes auf der neonatologischen, pädiatrischen und erwachsenen Intensivstation.
Diese prospektive, klinische Nachfolgestudie wird die Sicherheit und Leistungsfähigkeit der Bellavista Beatmungsgerätefamilie und der iFLOW-Sensoren im klinischen Alltag untersuchen. Die Beatmungsgeräte werden gemäss den Standards des Krankenhauses verwendet. Die Daten werden kontinuierlich im Bellavista Beatmungsgerät aufgezeichnet. Für diese Studie sammeln und analysieren wir die Daten von Patientinnen und Patienten, die den Generalkonsent unterschrieben haben.
Diese Studie wird durch Vyaire Medical finanziert.
Principal Investigator: Prof. Dr. med. Luregn Schlapbach
PICSS-PF
In diesem Nationalen, multizentrischem Forschungsprojekt wollen wir untersuchen, wie sich die Gesundheit von Kindern und ihrer Familien nach einem Aufenthalt auf der pädiatrischen IPS verändert.
Wir wollen auch untersuchen wie gefährdete Kinder und Familien erkannt und unterstützt werden können. Wir wissen immer noch wenig über die gesundheitlichen Folgen für Kinder und ihre Familien nach einem Aufenthalt auf der pädiatrischen IPS in den vier Bereichen körperliche, emotionale, kognitive und soziale Gesundheit. Deshalb führen wir dieses Projekt durch, um mehr über dieses Thema herauszufinden, damit wir Kindern und ihren Familien nach der Entlassung aus der pädiatrischen IPS besser helfen können.
Hauptstudienleiter: Dr. Zahra Rahmaty – CHUV – Lausanne
Lokaler Studienleiter: Prof. Dr. Luregn Schlapbach
Kids THRIVE
Sauerstoffverabreichung über die Nase mit hohem Fluss bei Kindern und Jugendlichen, welche eine Notfallintubation benötigen (Kids THRIVE): Eine randomisierte kontrollierte Studie
Kids THRIVE am Kinderspital Zürich ist eine internationale multizentrische Studie mit Spitälern aus Australien, Neuseeland und Kanada.
Schwerkranke Kinder und Jugendliche auf der Intensivstation benötigen häufig eine mechanische Beatmung, da sie aufgrund ihrer Erkrankung nicht ausreichend atmen können und Unterstützung benötigen. Bei der randomisierten Studie wird untersucht, wie sich die Verabreichung von zusätzlichem Sauerstoff über eine Nasenbrille während einer Notfallintubation bei Kindern und Jugendlichen auf die Sättigungswerte in der Apnoephase auswirkt. In einer bereits durchgeführten Pilotstudie an gesunden Kindern wurde aufgezeigt, dass THRIVE wesentlich dazu beiträgt, die Kinder sicher und komplikationslos zu intubieren. Ziel dieser Studie ist es, diese neue Methode zur Verbesserung der Intubationssicherheit in Notfallsituationen zu evaluieren und in die Praxis zu implementieren.
Principal Investigator Kinderspital Zürich Prof. Dr. med. Luregn Schlapbach
Das Projekt wurde 2022 abgeschlossen.
BELLY TERM
Nah-Infrarotspektroskopie zur Messung der optischen Eigenschaften des Bauches und des Stuhls von Neugeborenen (NIRS)
Das BELLY TERM Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Neonatologie am Kinderspital Zürich und der CARAG AG durchgeführt. Dabei werden mittels eines Sensors mit harmlosen Lichtquellen die optischen Eigenschaften vom Bauchgewebe von Neugeborenen gemessen. Ziel dieses Projektes ist die Entwicklung eines Sensors für Frühgeborene und kranke Neugeborene, um eine akute Erkrankung des Bauches frühzeitig zu erkennen. Die Messungen am Kind sind nicht invasiv und dauern ungefähr eine Stunde. Zur Steigerung der Messqualität untersuchen wir auch den Stuhlgang der Kinder, welcher die Messungen beeinflussen kann.
Sponsor CARAG AG Baar
Projektleiterin Kinderspital Zürich Prof. Dr. med. Cornelia Hagmann
Das Projekt wurde 2022 abgeschlossen.
Hirnentwicklung bei Frühgeborenen
Hirnentwicklung bei Frühgeborenen: Es wird untersucht, ob frühe neuroprotektive (Erythropoetin) Interventionen zu einem verbessertem Outcome führen bei ehemalig frühgeborenen Kindern.
DIAMONDS
Personalisierte Fieberdiagnostik
Täglich kommen Patienten mit Zeichen einer Infektion oder einer entzündlichen Erkrankung ins Spital. Das Universitäts-Kinderspital Zürich beteiligt sich an der internationalen Studien «DIAMONDS», welche sich mit der personalisierten Fieberdiagnostik auseinandersetzt. Häufig lässt sich die Ursache der Beschwerden trotz unterschiedlicher Labortests nicht bestimmen und es vergeht eine lange Zeit bis feststeht, an was die Patientin/der Patient leidet. Ziel dieser Beobachtungsstudie ist die Identifizierung von Blutmarkern bei Patientinnen und Patienten (Erwachsene und Kinder) mit einer Infektion oder Entzündung, um in Zukunft rascher eine Diagnose zu stellen und die Behandlung gezielter zu verbessern. Durch die gewonnenen Daten ermöglichen wir die Entwicklung von neuen Labortests, die die Reaktion des Körpers auf die Erkrankung genauer messen können.
Für DIAMONDS wird den Teilnehmenden über einen bereits bestehenden Zugang Blut entnommen.
DIAMONDS wird durch das EU-Förderprogramm für Forschung und Innovation (Horizon 2020) finanziert.
Principal Investigator: Prof. Dr. med. Luregn Schlapbach
REDUCE
Management mit eingeschränkter Flüssigkeitszufuhr vs. standardmässiges Flüssigkeitsmanagement bei mechanisch beatmeten Kindern und Jugendlichen auf der Intensivstation – eine randomisierte kontrollierte Pilotstudie
Flüssigkeitsüberladung bei mechanisch beatmeten Patientinnen und Patienten kann zu verschiedenen Komplikationen führen. In dieser multizentrischen, internationalen Pilotstudie möchten wir ein eingeschränktes Flüssigkeitsmanagement gegenüber der Standardbehandlung im Kinderspital untersuchen und erfahren, wie sich dieses auf das Therapieergebnis der Patientinnen und Patienten auswirkt.
Die Studie am Kinderspital Zürich wird durch die Anschubfinanzierung von Prof. Dr. med. Luregn Schlapbach finanziert.
Principal Investigator: Prof. Dr. med. Luregn Schlapbach
Sub-Investigators: Dr. med. Eva Kühlwein und Dr. med. Florian Zapf
SWISSPED-RECOVERY
Swissped-Recovery ist eine Schweizerische Schwesterstudie der internationalen Recovery-Studie, an der Kinderspitäler des ganzen Landes teilnehmen.
Nach einer meist unbemerkten oder milden Covid-Infektion können Kinder ein entzündliches Multisystem-Syndrom (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrom, kurz PIMS-TS) entwickeln, wofür sie dann medizinische Betreuung im Spital benötigen.
Ziel dieser Studie ist es, die Behandlung mit Kortikosteroiden oder intravenösen Immunglobulinen zu evaluieren und deren Auswirkung auf die Aufenthaltsdauer im Spital zu überprüfen.
Sponsor-Investigator Schweiz Prof. Dr. med. Luregn Schlapbach/Dr. med. Julia Bielicki (UKBB)
Principal Investigator Kinderspital Zürich PD Dr. med. Johannes Trück
PINNACLE Report
Danksagung
Die Forschung des PINNACLE-Teams wird durch die grosszügige Unterstützung staatlicher und nichtstaatlicher Institutionen sowie privaten Sponsoren finanziert.