Fokus auf den ganzheitlichen Blick
Lara, womit beschäftigt sich eigentlich die Allgemeine Pädiatrie?
Lara Gamper: Die Allgemeine Pädiatrie ist das Herzstück und die Basis der medizinischen Betreuung von Kindern und Jugendlichen. Mir liegt besonders die ganzheitliche Beurteilung und Behandlung unserer Patientinnen und Patienten am Herzen. Die zunehmende Spezialisierung in der Medizin schärft den Fokus auf spezifische Fragestellungen – gleichzeitig soll aber der Blick aufs Ganze nicht verloren gehen. Wir sind stationär für alle Kinder und Jugendlichen zuständig, die nicht einer Schwerpunktabteilung (z. B. Onkologie) oder der Kinderchirurgie zugeordnet sind – wobei wir auch in den Schwerpunktabteilungen bei allgemeinpädiatrischen Fragestellungen hinzugezogen werden können.
Hat die Bedeutung der Allgemeinen Pädiatrie zugenommen? Und wenn ja, warum?
Neben der zunehmenden Spezialisierung in den Schwerpunktfächern ist in den letzten Jahren die Komplexität der stationären Fälle gestiegen: Die meisten Kinder und Jugendlichen haben mehrere gesundheitliche Problem oder zusätzlich eine Grunderkrankung. Die Behandlung des akuten Problems steht zwar im Fokus, aber es ist wichtig, dass es im Gesamtkontext betrachtet wird. Hier kommt die Allgemeine Pädiatrie zum Einsatz.
Was ist dir als Leiterin Allgemeine Pädiatrie wichtig?
Eine zentrale Aufgabe der Allgemeinpädiatrie sehe ich in der Ausbildung unserer jungen Kolleginnen und Kollegen. Ein grosses Anliegen ist es mir dabei, ihre Kompetenzen in der Entscheidungsfindung und Entscheidungsfällung zu fördern, dabei spielen Interdisziplinarität und Interprofessionalität sowie Gesprächsführung eine wesentliche Rolle.
Wo siehst du Herausforderungen?
Mein wesentlichstes Anliegen ist eine starke Allgemeine Pädiatrie mit Stärkung der Kompetenzen im Kaderteam und eine fundierte Ausbildung der Assistenzärztinnen und -ärzte. Allerdings braucht es hierzu Zeit und Raum.
Wo liegen deine Stärken?
Die grösste Expertise habe ich in der Adoleszentenmedizin, sowie bei psychosomatischen Fragestellungen und bei der Gesprächsführung. Die Betreuung von Patientinnen und Patienten mit psychosomatischen Beschwerden ist mir ein besonderes Anliegen, da mich die steigende Anzahl Jugendlicher, die nicht mehr alltagsfähig sind, sehr besorgt.
Und was bewegt dich als Führungsperson?
Die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden. Wir können nur gute Arbeit für unsere Patientinnen und Patienten leisten, wenn es auch uns gut geht. Hier investiere ich. Ich bin der Meinung, dass die Zeit für administrative Arbeiten viel zu hoch ist und zu Unzufriedenheit führt. Eines meiner Ziele ist daher, die Zeit mit den Patientinnen und Patienten zu erhöhen.
Was hält dich selbst gesund?
Bewegung in der Natur steigert mein Wohlbefinden sehr. So kann es gut sein, dass ich im Wald rund ums Kinderspital Zürich angetroffen werde: Ich ordne dann meine Gedanken oder reflektiere die Behandlung von herausfordernden Patientinnen und Patienten.
Lara Gamper (41) ist Mutter zweier Teenager und liebt die Natur, Berggipfel sowie Literatur. Letzteres ist der Grund dafür, dass sie vor dem Medizinstudium das Grundstudium in Germanistik und Anglistik absolviert hat. Sie verfügt über den Facharzttitel für Kinder- und Jugendmedizin sowie den interdisziplinären Schwerpunkttitel für Psychosomatische und Psychosoziale Medizin. Seit Januar 2024 leitet sie die Abteilung Allgemeine Pädiatrie am Kinderspital Zürich.
Allgemeine Pädiatrie
Wir erfassen und betreuen das Kind und sein Umfeld ganzheitlich und stellen dazu allgemein-pädiatrische Fähigkeiten auf hohem Niveau zur Verfügung.