Eine jugendliche Patientin arbeitet mit Logopädin während Rehabilitation in der Kinder-Reha Schweiz
20.09.2024
Reha

Berufliche Integration von Jugendlichen mit einer Aphasie

Die Kinder-Reha Schweiz behandelt Kinder und Jugendliche mit einer Aphasie, einer erworbenen neurologischen Störung der Sprache. Bei Jugendlichen steht neben der logopädischen und neuropsychologischen Therapie auch die berufliche Integration im Fokus. Die Kinder-Reha Schweiz unterstützt Jugendliche mit Aphasie und ihr Umfeld beim Übergang in die Berufswelt.

Eine Aphasie wird durch eine Schädigung des Gehirns, wie z.B. Schädelhirntraumata, Hirnhautentzündungen oder Schlaganfälle, verursacht. Dabei ist die Fähigkeit, gesprochene und geschriebene Sprache zu verstehen und sich mündlich und schriftlich auszudrücken, beeinträchtigt. Die mit einer Aphasie einhergehende Hirnschädigung kann zusätzlich zu Einschränkungen der motorischen und kognitiven Fähigkeiten führen, die sich dann auch auf das Verhalten auswirken können.

Auswirkungen auf die schulische und berufliche Laufbahn

Kinder mit einer Aphasie haben ihren Spracherwerb noch nicht abgeschlossen. Sie müssen die durch die Aphasie „verschütteten“ sprachlichen Fähigkeiten wiedererlangen und zusätzlich ihren Spracherwerb abschliessen. Dies kann zu anhaltenden Symptomen wie Störungen der Schriftsprache oder Wortfindungsstörungen führen, was die weitere schulische und spätere berufliche Laufbahn beeinflusst. Weil der schulische und berufliche Alltag von mündlichen und schriftlichen Aufgaben geprägt ist, benötigen die Jugendlichen für einen erfolgreichen Übertritt in die Berufswelt spezifische Unterstützung.

Eine Aphasie hat weitreichende persönliche, schulische und berufliche Konsequenzen, die eine umfassende interprofessionelle Unterstützung und langfristige therapeutische Begleitung erfordern, um die Betroffenen in ihrer sprachlichen, kognitiven und psychosozialen Entwicklung bestmöglich zu unterstützen.
Eliane Fermaud,
Stv. Leiterin Logopädie in der Kinder-Reha Schweiz

Faktoren für einen erfolgreichen Berufseinstieg

Die Möglichkeiten, die sich den Jugendlichen eröffnen, hängen zum einen vom Schweregrad der Aphasie ab. Ebenso wichtig sind das persönliche Interesse und die Eigenmotivation sowie die Unterstützung durch das familiäre Umfeld. Entscheidend ist zudem die professionelle Begleitung durch Fachpersonen und die Unterstützung durch Ämter wie beispielsweise der Invalidenversicherung (IV).

Angebot der Kinder-Reha Schweiz

Jugendliche mit einer Aphasie, die in der Kinder-Reha Schweiz stationär behandelt werden, erhalten in diesem Prozess durch das interprofessionelle Team bestehend aus Logopädie, Neuropsychologie und der Spitalschule Unterstützung. Dazu gehören einerseits spezifische Therapieinhalte wie die Verbesserung des Wortabrufs, die Erarbeitung von Strategien oder das Bearbeiten von komplexeren Texten. Gleichzeitig muss der Berufseinstieg mit allen Beteiligten sorgfältig geplant werden. Die Ausbildungsverantwortlichen im Lehrbetrieb müssen informiert und einbezogen werden. Dies gilt ebenso für die Lehrpersonen sowie allfällige Assistenzpersonen. Zu klären gilt, ob die Berufslehre individuell angepasst werden muss, welche Kosten damit verbunden sind und welche zusätzlichen Ressourcen dafür benötigt werden. Nach Austritt aus der Kinder-Reha Schweiz werden die Jugendlichen entweder durch die Kinder-Reha selbst oder durch Fachpersonen in Wohnortnähe weiter betreut.

Quelle: Birrer, K., Fermaud, E., Iten, I. und Raselli, C. (2023): Berufseingliederung von Jugendlichen mit leichter bis mittelschwerer Aphasie in der Schweiz. Aphasie und verwandte Gebiete (2).