Forschungsabteilung Rehabilitation

Die Forschungsabteilung der Kinder-Reha Schweiz vereint Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachrichtungen, um die pädiatrische Rehabilitation weiterzuentwickeln und Kinder sowie Jugendliche in ihrer Unabhängigkeit im Alltag zu fördern.

Unsere Stärke liegt in der engen Anbindung an die Klinik, besonders im Bereich der neuen Technologien und der partizipativen Forschung. Diese Vorreiterrolle macht die Forschungsgruppe zu einem begehrten Ausbildungsplatz für Nachwuchsforschende im Master- und Doktoratsstudium.

Wir möchten das Bewusstsein und das Verständnis für die Wissenschaft in der pädiatrischen Rehabilitation auf verschiedenen Ebenen fördern, indem wir...

...Bewährtes verbessern

Roboterunterstützte Therapien werden in unserem Zentrum mittlerweile seit mehr als 15 Jahren routinemässig eingesetzt. Dies beinhaltet Geräte für sowohl die oberen als auch die unteren Extremitäten. Trotzdem sehen wir noch Verbesserungspotenzial, unter anderem darin, wie die Geräte optimal eingesetzt werden und wie wir die Motivation der Kinder- und Jugendlichen während der Therapie hochhalten können.

...Neues entwickeln

Wir sind ständig bemüht, die Therapien mit Innovationen zu bereichern und neue Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung umzusetzen. So arbeiten wir mit virtueller Realität und entwickeln neue therapeutische Computerspiele. Ausserdem evaluieren wir immer wieder neue Technologien in der Therapie.

...Fortschritte besser erfassen

Die Fortschritte der Kinder und Jugendlichen möglichst gut zu erfassen ist wichtig für die Motivation der Beteiligten und erlaubt es, den Therapieprozess zu verbessern und optimal zu planen. Wir versuchen daher einerseits bestehende Assessments für die Anwendung in Kindern und Jugendlichen zu überprüfen. Andererseits nutzen wir neue Methoden und Sensorik, um Aspekte zu erfassen, die mit den bisherigen Assessments nur schlecht oder gar nicht messbar waren.

Unsere Projekte

Sporttherapien

Bild kispi

Unsere Assessments

Nur durch eine standardisierte Anwendung von gültigen, zuverlässigen und responsiven Tests können wir die Effektivität des Rehabilitationsprogrammes und Fortschritte in Funktionen, Aktivitäten und Partizipation der Patientinnen und Patienten festhalten. Auf dieser Seite finden Sie unsere Assessments. Sie dürfen für klinische Zwecke verwendet werden. Bei wissenschaftlicher Verwendung verweisen Sie bitte auf die entsprechende Publikation. Wenn keine Publikationen erwähnt sind, sind wir froh um Kontaktaufnahme mit dem Forschungsleiter.

Trunk Control Measurement Scale (TCMS)

Der TCMS wurde 2011 von Lieve Heyrman und Kollegen entwickelt (Heyrman et al., 2011) und dient als Messinstrument zur Erfassung qualitativer und quantitativer Rumpfkontrolle bei Kindern mit Zerebralparese. Der TCMS misst die Rumpfbalance während des freien Sitzens und besteht aus den Kategorien «Statische Sitzbalance» (5 Items) und «Dynamische Sitzbalance» (10 Items). Die «Dynamische Sitzbalance» wird zusätzlich in die Selektive Rumpfbewegungskontrolle (7 Items) und das Dynamische Greifen (3 Items) unterteilt.
Der TCMS wird in der Praxis sowohl zur Befunderhebung und für das Setzen von Therapieschwerpunkten, wie auch als Verlaufsmessinstrument eingesetzt. Die Durchführung dauert zwischen 15 bis 30 Minuten. Der TCMS wurde nach wissenschaftlichen Richtlinien ins Deutsche übersetzt. Die Validität dieser Deutschen Version wurde bei einer Gruppe von Kindern mit erworbener und angeborener Hirnschädigung ab 5 Jahren untersucht (Mitteregger et al., 2015). Zusätzlich wurde auch die Reliabilität der deutschen Version untersucht (Marsico et al, 2017).

Selective Control of the Upper Extremity Scale (SCUES)

Die SCUES wurde von Lisa Wagner und Kollegen zur Erfassung der selektiven, motorischen Willkürkontrolle der oberen Extremitäten bei Kindern mit einer spastischen Zerebralparese entwickelt und in 2016 publiziert (Wagner et al., 2016). Die selektive motorische Kontrolle ist als die Fähigkeit definiert, «Muskeln unabhängig voneinander im Rahmen der Anforderung der willkürlichen Bewegung oder Haltung selektiv zu aktivieren.» (Sanger et al., 2006). Mittels einer Ordinalskala (3 = normale selektive motorische Kontrolle; 2 = leicht verminderte selektive motorische Kontrolle; 1 = moderat verminderte selektive motorische Kontrolle, und 0 = keine selektive motorische Kontrolle) wird die selektive Kontrolle von Schulter, Ellenbogen, Unterarm, Handgelenk und Finger/Daumen bewertet. Um die Anwendung der SCUES auch im deutschsprachigen Raum zu fördern, haben wir die SCUES nach wissenschaftlicher Richtlinien übersetzt und auf ihre Validität und Reliabilität überprüft (Lieber et al. 2021).

Selective Control Assessment of the Lower Extremities (SCALE)

Die SCALE wurde 2009 von Eileen Fowler und Kollegen zur Erfassung der selektiven motorischen Willkürkontrolle bei Kindern mit einer spastischen Zerebralparese entwickelt. Selektive Kontrolle ist als die Fähigkeit definiert «Muskeln unabhängig von einander im Rahmen der Anforderung der willkürlichen Bewegung oder Haltung selektiv zu aktivieren.» (Sanger et al. 2006). Mittels einer Ordinalskala (2 = normal, 1 = beeinträchtigt, 0 = unfähig) wird die selektive Kontrolle der Hüfte, des Knies, des oberen und unteren Sprunggelenkes sowie der Zehen bewertet.

Eine Beurteilung der selektiven Ansteuerung mittels SCALE dient der Erfassung, Klassifizierung und Prognostizierung im Hinblick auf den Nutzen von z.Bsp. orthopädischen Operationen oder therapeutischen Interventionen. Um die Anwendung der SCALE auch im deutschsprachigen Gesundheitssektor zu fördern, haben wir die SCALE mittels wissenschaftlicher Richtlinien übersetzt und auf ihre Validität und Reliabilität überprüft (Balzer et al. 2015).

SCALE - Lernvideo

Hypertonia Assessment Tool (HAT)

Der HAT wurde 2011 von Darcy Fehlings und Kollegen entwickelt (Jethwa et al., 2010) und dient als Messinstrument zur Diskriminierung der Hypertonie in die drei Kategorien: Dystonie, Spastizität und Rigidität. Es werden alle vier Extremitäten untersucht. Die Durchführung dauert ca. 20 Minuten. Der HAT wurde nach wissenschaftlichen Richtlinien ins Deutsche übersetzt. Die Validität dieser deutschen Version wurde bei einer Gruppe von Kindern mit erworbener und angeborener Hirnschädigung ab 4 Jahren untersucht (Marsico et al., 2016).

Eating and Drinking Ability Classification System (EDACS)

Essen und Trinken sind die wichtigsten Aktivitäten zum Erhalt der Gesundheit und des Wohlbefindens. Personen mit Zerebralparese (CP) leiden an Bewegungsstörungen, welche oftmals einhergehen mit Schwierigkeiten des Kauens und Schluckens. Für den englischen Sprachraum besteht seit Anfang 2014 das Eating and Drinking Ability Classification System (EDACS). Dieses Tool wurde von Dr. Diane Sellers an der Brighton University in England entwickelt. Es handelt sich hierbei um das erste reliable und valide Instrument zur Beschreibung der Ess- und Trinkfähigkeit von Personen mit CP. Im Rahmen der Masterarbeit von Lea Tschirren wurde der EDACS nun nach wissenschaftlichen Richtlinien ins Deutsche übersetzt und bei Kindern mit Zerebralparese im Alter von 3 bis 16 Jahren auf Validität und Reliabilität überprüft (Tschirren et al, 2018).

Straight Leg Raise (SLR)

Mit dem Straight Leg Raise (SLR) Test wird die Gleitfähigkeit des Nervus Ischiadicus untersucht. Damit eine freie Gelenksbeweglichkeit möglich ist, müssen die Nerven den Bewegungen des Körpers folgen können. Kinder mit einer Cerebralparese neigen zu Beweglichkeitseinschränkungen insbesondere bei Bewegungen über mehrere Gelenke. Um zu differenzieren, ob die Bewegung des SLR aufgrund der Nervenstrukturen oder anderen Strukturen eingeschränkt ist, kann das vorliegende Testprotokoll verwendet werden. In der Praxis werden neurodynamische Tests als Teil der neurologischen Untersuchung eingesetzt mit der Fragestellung nach Einschränkung einer Alltagsbewegung. Der SLR hat eine gute Reliabilität bei Kindern mit Cerebralparese im Alter von 6 bis 18 Jahren (Marsico et al., 2016a). Ebenfalls wurde ein Zusammenhang zwischen der Einschränkung des SLR und den funktionellen Fähigkeiten bei Kindern mit Cerebralparese entdeckt (Marsico et al., 2016b).

Functional Mobility Scale (FMS)

Die Functional Mobility Scale (FMS) wurde 2004 von Kerr Graham et al. entwickelt. Sie bietet die Möglichkeit, die funktionelle Mobilität von Kindern mit Zerebralparese im Alltag über drei verschiedene Distanzen zu beurteilen, welche die Mobilität zu Hause, in der Schule und in der weiteren Umgebung abbilden sollen. Zu diesem Zweck werden die Hilfsmittel, die ein Kind benötigt, durch die Befragung von Kind oder Eltern für jede Umgebung auf einer Skala von 1 bis 6 erfasst. Das Ausfüllen der FMS dauert maximal 5 Minuten. Die Skala kann verwendet werden, um die funktionelle Alltags-Mobilität von Kindern zu klassifizieren, um Veränderungen über die Zeit zu dokumentieren oder um Veränderungen nach Interventionen zu erfassen. Wir haben die FMS nach internationalen wissenschaftlichen Richtlinien ins Deutsche übersetzt und ihre Validität, Reliabilität sowie Responsivität bei Kindern von 6 bis 18 Jahren im stationären Setting überprüft (Ammann-Reiffer et al., 2017, Ammann-Reiffer et al, 2019).

Gillette Functional Assessment Questionaire (GFAQ)

Die 2000 von Tom Novacheck et al. entwickelte Walking Scale des Gillette Functional Assessment Questionnaire (FAQ) beschreibt 10 verschiedene Levels von funktioneller Mobilität, von «nicht-gehfähig» bis «gehfähig in allen Umgebungen und auf allen Untergründen». Die Eltern oder das Kind werden gebeten, den Level, welcher die funktionelle Mobilität des Kindes im Alltag am besten beschreibt, zu identifizieren - dabei werden die vom Kind üblicherweise verwendeten Hilfsmittel berücksichtigt. Das Ausfüllen der Walking Scale dauert maximal 3 Minuten und ist eine schnelle und einfache Möglichkeit, die funktionelle Alltagsgehfähigkeit eines Kindes zu beschreiben oder um Veränderungen zu erfassen. Wir haben die Walking Scale des FAQ nach internationalen wissenschaftlichen Richtlinien ins Deutsche übersetzt und ihre Validität, Reliabilität sowie Responsivität bei Kindern von 6 bis 18 Jahren im stationären Setting überprüft (Ammann-Reiffer et al., 2017Ammann-Reiffer et al, 2019).

Parenting Behaviors and Dimensions Questionaire (PBDQ)

Die Beurteilung des Erziehungsverhaltens ist aufgrund theoretischer Meinungsverschiedenheiten, Bedenken hinsichtlich der Generalisierbarkeit und Problemen mit den psychometrischen Eigenschaften der bestehenden Erhebungsinstrumenten problematisch. Aus diesem Grund hat die Forschungsgruppe rund um Erstautorin Carly Reid der Curtin Universität in Perth, Australien, in 2015 einen umfassenden Fragebogen erstellt und validiert, der das Erziehungsverhalten in 6 Skalen untersucht: Emotionale Wärme, strafende Disziplin, Autonomiesupport, permissive Disziplin, demokratische Disziplin und angstgetriebene Aufdringlichkeit. Dieser Fragebogen ermöglicht eine umfassende Bewertung des Erziehungsverhaltens für die Forschung und die Praxis.

Der Fragebogen wurde nun nach internationalen wissenschaftlichen Richtlinien ins Deutsche übersetzt durch Fabian Rast und Rob Labruyère.

The Child and Adolescent Scale of Environment (CASE)

Der CASE ist eine Adaptation des Craig Hospital Inventory of Environmental Factors (CHIEF; Whiteneck et al.), welcher die Häufigkeit und die Auswirkungen der physischen und sozialen Barrieren im Alltag von Erwachsenen mit einer Hirnverletzung untersucht. Der CASE wurde entwickelt von Gary Bedell, fokussiert auf Kinder und Jugendliche und beleuchtet die Problematik aus Sicht der Eltern/Erziehungsberechtigten. Er untersucht die wahrgenommenen Auswirkungen (nicht die Häufigkeit) von Barrieren im Umfeld des Kindes und der Familie. Der Fragebogen wurde nun nach internationalen wissenschaftlichen Richtlinien ins Deutsche übersetzt durch Fabian Rast und Rob Labruyère.

Velocity Dependent Measure of Spasticity (VDMS)

Das Velocity Dependent Measure of Spasticity (VDMS) ist eine ordinale Skala zur Messung und Quantifizierung der Spastizität der Muskelgruppen der oberen und unteren Extremitäten. Die Bewertung misst die Kategorie der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit: Körperfunktion b7350. Validität und Reliabilität des VDMS liegen für Kinder und Jugendliche im Alter von vier bis 18 Jahren mit neuromotorischen Störungen vor (Marsico et al., 2021). Dennoch kann der Test auch bei jüngeren Kindern mit neuromotorischen Störungen angewendet werden, mit Anpassungen der Testposition und auch des Verfahrens. Der VDMS kann als Ergänzung zur Quantifizierung der Spastizität zum Hypertonia Assessment Tool (HAT) eingesetzt werden.

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Überweisungen und Kontaktdaten Kinder-Reha Schweiz

Alle Kontaktdaten, Adressen und weiteren Informationen finden Sie unter den einzelnen Fachkompetenzen, bzw. Therapieangeboten.

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Die Koordination für eine Erstkonsultation und einen allfälligen Aufenthalt erfolgt durch die Patientendisposition. Diese erreichen Sie während der gängigen Bürozeiten telefonisch oder per Mail unter:

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